Geschichte
Geschichte der Akademischen Gesellschaft „Das Kloster“.
Sechs Teilnehmer des Krieges 1870/1871, alle Naturwissenschaftler, trafen sich seit 1872 zu einem Stammtisch. Dieser fand im Gasthaus von Andreas Weidig statt. Der Stammtisch wurde rasch umfangreicher, die Gaststätte daher am Jour fix geschlossen, weshalb man sich 1875 den Namen „Claustrum ad Sanctum Andream“ oder „Das Kloster“ gab. Ab 1876 erhielt dieser Kreis eine festere Form. Es einte ihn der liberale Geist, die Ablehnung von militaristischem Gedankengut und von Standesdünkel. Vor allem der lebenslange Freundesbund hält die Verbindung zusammen. Sie stellt ihr Tun unter das Motto: „Nichts zu machen – Tradition“ und lässt hierfür je nach Bedarf unterschiedliche Interpretationen zu. Die junge Verbindung entschied sich zum Nicht-Farbentragen, zur Ablehnung von Mensuren und führte keinen Zirkel. Die Aktivitas sollte auf maximal 20 Studenten beschränkt werden. 1882 führte man das Amt des Klosterältesten („Kläster“) und die Funktion der Leibburschen ein. Als Höhepunkt des Klosterjahres definierten die „Klosterbrüder“ das Stiftungsfest oder „Andreasfest“ (um den 20. Januar) und den „Klostertag“ als Sommerfest. Bräuche und Liedgut weisen u.a. auf die 1848er Tradition hin, man versteht sich als „Schwarze Verbindung“ und tritt in freundschaftliche Kontakte zu ähnlich gearteten Bünden in Heidelberg, Tübingen, Freiburg und Darmstadt. Der erste Weltkrieg bildet eine grausame Zäsur in der Entwicklung, zwei Drittel der zwischen 1905 und 1915 eingetretenen Klosterbrüder fallen im Krieg.
Trotzdem kommt es zu einem neuerlichen Aufschwung. 1924 tritt Das Kloster dem 1922 gegründeten „Schwarzen Ring“ bei und nimmt daneben Kontakte zum „Miltenberger Ring“ auf. 1933 baut der Altherren-Verein Klosterhaus ein Haus in der Röntgenstraße, das mit der Zwangsauflösung des Klosters wieder verloren geht, denn die Verbindung schließt sich keinem NS-Kameradschaftsbund an.
1950 treffen sich auf dem Schiffenberg einige Alte Herren des Klosters und untersuchen die Möglichkeiten zum Wiederaufleben der Gesellschaft. Das klosterbrüderliche Treiben beginnt 1952 in der Goethestraße 44 in enger Verknüpfung mit der Vorkriegsgeneration und mit Einbindung in den Wernigeroder Schwarzen Verband (ab 1955). Mit dem schnellen Wachstum der Universität wächst der Zusammenhalt der Alten Herren und der Zulauf zur Aktivitas, und 1966 kann der Altherren-Verein ein dreistöckiges Wohnhaus in der Schillerstraße 9 kaufen. Die Kellergewölbe als Kneip-Raum, die Aufenthaltsräume und die 20 Studentenzimmer bilden einen gediegenen Rahmen für die Aktivitäten. Durch alle Wirren der 68er Jahre halten Aktivitas und Alte Herren im Geiste des Klosters zusammen. Seit 1985 werden Frauen aufgenommen; die wissenschaftlichen und die geselligen Veranstaltungen der Gesellschaft ziehen Mitglieder und Nicht-Mitglieder aus der Stadt und aus der Region an. Der Austausch mit verschiedenen Gießener Verbindungen sowie vor allem mit den Mitgliedern des 1973 gegründeten Miltenberg-Wernigeroder Ring verankert die kleine Verbindung überregional. Auf die Einhaltung des Comment gemäß des Kloster-Motto seit 1872 „Nichts zu machen – Tradition“ legen Aktivitas und Altherren-Verein besonderen Wert. Trotzdem bleibt Das Kloster bewusst nicht-farbentragend und damit seinen liberalen Traditionen verbunden.